Malerei der ungewissen Gegenden
Frankfurter Kunstverein
27.07.2012 — 16.09.2012
Malerei dominiert nicht nur den Kunstmarkt sondern macht auch den mit Abstand größten Teil der gegenwärtigen Kunstproduktion aus. Erstaunlich ist daher, dass eher selten Ausstellungen realisiert werden, die sich ganz auf Malerei konzentrieren oder diese in thematischen Gruppenausstellungen berücksichtigen. Neun Jahre nach dem Publikumserfolg „deutschemalereizweitausenddrei“ (2003) zeigte der Frankfurter Kunstverein im Sommer 2012 erstmals wieder eine reine Malereiausstellung. Unter dem Titel „Malerei der ungewissen Gegenden“ wurden mit Tilo Baumgärtel (Leipzig), Susanne Kühn (Freiburg), Antje Majewski (Berlin) und Hannes Michanek (Frankfurt) vier Künstler präsentiert, die sich des oft unterstellten Fetischcharakters von figurativer Malerei bewusst sind. Anhand ihrer Arbeiten sollte erlebbar werden, welches Potential für Weltenentwürfe in solcher Kunst steckt.
Die Tafelbilder und malerischen Arrangements dieser Künstler kreisen um die Illusionspotentiale der Malerei. Sie weisen keine vordergründigen Bezüge zu Themen der gesellschaftlichen Gegenwart auf und können daher umso konzentrierter der Frage nach individueller Verortung in der Welt anhand metaphorischer oder allegorischer Konstellationen nachgehen. Sie präsentieren erfundene naturhafte, kulturalisierte oder soziale Welten, die als ungewisse Gegenden und damit als zur Disposition stehend erscheinen. Es sind Bilder von Vorstellungswelten, die die zeithistorische Diagnose aussetzen um eher ein Gefühl der Gegenwart zu formulieren, als diese kritisch zu analysieren. Es sind freie (Gegen-)Entwürfe zur Zeit.
„Malerei der ungewissen Gegenden“ betreibt eine Enthaltung von konkreten Fragestellungen, die sich gerade nicht in Abstraktheit äußert, sondern stattdessen Figurationen zum Gedankenexperiment anbietet. Der gemeinsame Nenner der in der Ausstellung gezeigten Bilder sind menschliche Figuren in ungewissen Gegenden – Landschaften, Interieurs oder traumhafte Räume – deren Status unklar ist und deshalb als Testfeld für Übertragungen in konkrete Kontexte offensteht: Sie können als Träger allgemeiner Ideen gelesen werden.
Die Ausstellung erstreckte sich über die gesamte Ausstellungsfläche (800 qm) des Frankfurter Kunstvereins. Jedem der vier Künstler stand ein Raumareal zur Verfügung, auf dem sich das jeweilige Oeuvre aus der Perspektive des Ausstellungsthemas anhand mehrerer Einzelarbeiten und Werkreihen erschließen ließ.
Kurator: Holger Kube Ventura
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